Clubmitglied Wolfgang Riha berichtet vom Klassensieg in der Karibik
Ende April sind wir für zehn Tage zur Antigua Sailing Week (ASW) aufgebrochen: ich, meine Frau Julia, sowie Christoph und Georg Skolaut, meine jahrzehntelangen Segelpartner, mit denen ich 2001 auch gemeinsam am Yngling Weltmeister war. Wir sind das erste Mal seit zehn Jahren zu dritt eine Regatta gesegelt. Unsere Yacht, die „Alpha Centauri of London“ ist eine Swan 65, (Sparkman&Stephens-Design von 1973): ein Klassiker, der vor zwei Jahren in Finnland komplett saniert wurde. Die Eigner sind Matthias Maus und Edith Lange, ein befreundeter Augenarzt aus Köln und seine Partnerin. Wir waren drei Regattasegler und zehn Hobbysegler an Bord. Christoph als Taktiker und Start-Steuermann, Georg Mann für alles (Trimm, Vorschiff, Taktik), und ich war vorwiegend am Bug am Start, am Vorschiff bei den Manövern, und durfte auch den Gennaker fahren. Bei der ASW gibt es viele Klassen – die Bareboat Klassen sind unterschiedliche Charter-Einheitsklassen, bei den Racern sind moderne Rennyachten unterwegs, bei den Club-Klassen die Cruiser und Klassiker.
Wir starteten in der größten Club-Class gegen fünf Konkurrenten, darunter ein baugleiches Schiff aus der Schweiz, was die Spannung erhöhte. Es wird jeden Tag eine Wettfahrt gesegelt, sogenanntes Coastal Racing. Man segelt die Bahnmarken entlang der Küste in unterschiedlicher Reihenfolge ab, Kurslänge meistens zwischen 10 und 20 SM, also drei bis vier Stunden. Das Besondere bei der ASW ist, dass es kein Streichresultat gibt und sich das Rating (also sowas wie die Yardstickzahl bei uns) jeden Tag ändert. Die Schnellen bekommen einen Abzug, die Langsamen einen Bonus – was die Spannung im Lauf der Woche natürlich immer mehr erhöht und allen die Möglichkeit gibt, einmal eine Wettfahrt zu gewinnen. Der Passat-Wind ist in der Regel sehr stabil bei 13 bis 20 Knoten, also 2 bis5 Beaufort, mit langer und manchmal hoher Atlantikdünung. Es wird also auch nass an der Reling, bei Wassertemperaturen von 28 Grad und Lufttemperaturen von 30 Grad ist das verschmerzbar, am wichtigsten bleibt immer der Sonnenschutz vor der karibischen Sonne. Nach der Wettfahrt geht es jeweils in eine Bucht zum Lunch und zum Schwimmen und Schnorcheln mit Schildkröten und tropischen Rifffischen. Was die ASW zusätzlich ausmacht ist die Party-Atmosphäre – es gibt jeden Tag Live-Musik und einige richtig grosse Parties für rund 750 Teilnehmer. Auch die Einheimischen feiern gerne mit, es ist das Ende der Touristen-Saison und da ist die Stimmung immer sehr entspannt (wozu auch der weitverbreitete Marihuana-Konsum beiträgt :-).
Wir sind taktisch eine ziemlich fehlerfreie Regatta gesegelt, lediglich in einer Wettfahrt hatten wir einen „Fuck-up“ beim Bergen des knapp 300 Quadratmeter grossen Gennakers. Am Masttop hatte sich die Bergeleine verheddert und uns etwa 20 Minuten lang beschäftigt. Trotzdem konnten wir mit der Serie 2,1,4,1,3 unsere Schweizer Konkurrenten um einen Punkt auf Distanz halten und unsere Klasse gewinnen. Nach dem 2. Platz im vergangenen Jahr, wo wir aufgrund einer dummen Disqualifikation (Startlinie am Vorwind überquert) den Sieg vergeben haben, war es natürlich eine Genugtuung und Riesen-Freude. Zusammenfassend ist es ein wirklich cooles Event! Einerseits das Segeln bei perfekten Bedingungen – Wind, Wellen, Wasser könnten nicht besser sein, und das alles in traumhafter Atmosphäre einer karibischen Insel. Mindestens gleich wichtig ist aber das Drumherum, von den Parties, der Reggae Night, den Daily Pricegivings bis zum Ruhetag am palmengesäumten Strand. Auch die Einheimischen, die in einfachen Imbissen am Strassenrand in aufgeschnitten Fässern Ripperl und Lobster grillen, sind superentspannt und immer für eine Party zu haben.
Also unbedingt hinfahren, wenn sich die Möglichkeit ergibt! +++